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AVWF - Audiovisuelle WahrnehmungsförderungAVWF Methode - Audiovisuelle Wahrnehmungsförderung, was ist darunter zu verstehen?

Mit der AVWF-Methode von Ulrich Conrady (Mentaltrainer der deutschen Handball Nationalmannschaft) werden Schallwellen in einem Musikstück so verändert, dass sie das autonome Nervensystem stimulieren und wieder in Balance bringen. Die Musik wird über Kopfhörer wahrgenommen und führt zu einer Verbesserung der mentalen und körperlichen Leistungsfähigkeit.
Es klingt fast zu einfach, aber im Unterbewusstsein werden dabei biologische Prozesse aktiviert, die ein leistungsförderndes Gleichgewicht wiederherstellen. Montag großer Infoabend (s.u.)

Noch mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie im Download-Bereich oder unter www.avwf.de

 

Schall-Therapie lässt Lisa wieder lächeln

Bielefeld (WB). Lisa Höner sitzt im »Bernstein« über den Dächern Bielefelds und lächelt. Ein fröhlicher Teenager mit 17 Jahren. Doch das ist keine Selbstverständlichkeit. Im Dezember 2006 ist die Handballerin des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck nur knapp dem Tod entgangen. Erst dank der Audiovisuellen Wahrnehmungsförderung (AVWF) konnte Lisa in ein normales Leben zurückfinden.

Arndt Wienböker

Rückblick: Am 1. Weihnachtsfeiertag vor vier Jahren sitzt die damals 14-Jährige im Porsche ihres Cousins, als sie in einen schrecklichen Verkehrsunfall verwickelt wird. Lisa Höner fällt in ein 14-tägiges Koma und kämpft vier Tage lang mit dem Tod. Es folgen weitere Krankenhaus-Aufenthalte in Bielefeld und 16 Wochen Reha in Bad Oeynhausen. »Es ging aber nicht vorwärts. Ich hatte keine Lust mehr. Dann haben wir die Reha abgebrochen«, berichtet die Blondine, die zu dieser Zeit koordinativ und geistig sehr eingeschränkt war - ohne fremde Hilfe ging gar nichts.
»Ich habe Bilder gemalt wie ein Kleinkind, hatte überhaupt keinen Orientierungssinn, habe in der Schule keine Noten und kein Zeugnis bekommen und musste die 9. Klasse noch mal machen«, erinnert sich Lisa an ihre schwersten Tage: »Mein Lebenswille war im Keller und auch meine Eltern hatten kaum noch Hoffnung.«
Doch dann erfuhren Lisa und ihre Familie über Renate Schubert und Mirko Lenz, langjähriger Jugendtrainer beim TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck, von dem Blomberger Ulrich Conrady und dessen Audiovisueller Wahrnehmungsförderung (siehe Info-Kasten). Der Mentaltrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft, der auch zig Sportstars wie Biathlon-Olympiasiegerin Magdalena Neuner oder den Bielefelder Box-Weltmeister Marco Huck betreut, nahm sich der jungen Patientin an. Conrady: »Als Lisa zu mir kam, war sie ein trauriges Mädchen. Die Neurologen hatten ihr gesagt, dass sie bleibende Schäden davongetragen hätte. Ich habe ihr gesagt, dass das nicht so ist. Wir haben dem Gehirn dann andere Signale gegeben und schon bald stellten sich die ersten Erfolge ein.«
Auch Lisa erinnert sich an die Anfänge zurück: »Zunächst habe ich Musik gehört und dabei Aufgaben gelöst. Die wurden immer kniffliger. Dann wurde mein Tunnelblick geöffnet, die Wahrnehmung kehrte zurück. Ich wurde besser in der Schule, konnte gut schlafen und habe mich wieder meiner Umwelt geöffnet. Es war, als ob ich nach einem kompletten Computer-Absturz den Rechner wieder hochgefahren habe.«
Während dieser Zeit arbeitete Lisa Höner zusätzlich zweimal in der Woche mit Mirko Lenz im koordinativen Bereich. Als sie 2008, knapp zwei Jahre nach dem Unfall, erstmals wieder ein Handballspiel absolvierte, war dies auch für Lenz ein sehr emotionaler Moment: »Das war und ist viel mehr wert als alle sportlichen Erfolge.«
Vor dem Verkehrsunfall gehörte die Rechtshänderin handballerisch zu den besten Spielerinnen ihrer Altersklasse in Westfalen. Heute spielt sie in der weiblichen A2-Jugend in der Kreisliga - die Prioritäten haben sich verschoben. »Der sportliche Ehrgeiz fehlt mir heute. Ich habe keine Lust mehr auf Zusatzschichten.«
Verständlich, dafür hat Lisa Höner ihr Leben im Griff. Im Sommer hat sie erfolgreich ihren Realschulabschluss absolviert, der Führerschein ist in der Tasche und einen Freund hat sie auch. »Ich kann wieder ein normales Leben führen«, sagt Lisa, die ein freiwilliges soziales Jahr in Bethel begonnen hat. Die AVWF-Therapie ruht seit Sommer 2010, »aber wir wollen noch den nächsten Schritt gehen«, betont Conrady.
In dem Wissen um die Geschichte von Lisa Höner haben die Handballer des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck die Audiovisuelle Wahrnehmungsförderung für sich entdeckt. Die Verbandsliga-Frauen und Oberliga-Männer haben einen Testlauf von zehn Einheiten hinter sich gebracht. »Das Feedback war bislang sehr positiv«, berichtet Mirko Lenz.
Das Blickfeld erweitern, den Teamgeist fördern, und in Stresssituationen die richtigen Entscheidungen treffen: das sind - vereinfacht ausgedrückt - die handballerischen Komponenten, die über die AVWF-Methode verbessert werden sollen. Das möchte der TuS 97 auch auf seinen Jugendbereich übertragen. »Es ist ein neues Projekt, mit der Schall-Therapie im reinen Amateurbereich zu arbeiten«, sagt Lenz: »Wir wollen testen, was man bei wem rauskitzeln kann und das auch wissenschaftlich festhalten.« Conrady ergänzt: »Wir brauchen im Jugendbereich andere Resourcen. Wenn zum Beispiel die schulischen Leistungen verbessert werden, haben die Kinder auch mehr Freiräume für ihren Sport.«
Am kommenden Montag, 11. Oktober (17.30 bis 19.30 Uhr), führt der TuS 97 im CVJM-Heim an der Schwagerstraße eine Informationsveranstaltung mit prominenter Besetzung durch. Neben Ulrich Conrady wird Markus Baur, Ex-Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft, seine Erfahrungen schildern. Auch Lisa Höner wird berichten.

Zurück im Leben

HANDBALL: Klangtherapie hilft Lisa Höner entscheidend weiter / TuS startet Projekt

IVo Kraft

Bielefeld. Mirko Lenz hat schon vieles erlebt und einiges erreicht. Mehr wert als jeder sportliche Triumph war aber nach Einschätzung des Jöllenbecker Handballers ein Erfolg, der sich nach 18 Monaten harter Arbeit von vielen unbemerkt eingestellt hat.

Rückblende. Am 25. Dezember 2006 erleidet die damalige C-Jugendliche Lisa Höner einen schweren Autounfall. Die 14-Jährige kommt mit lebensbedrohlichen Verletzungen, darunter ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, ins Krankenhaus. Sie liegt 14 Tage im Koma, nach einer weiteren Woche wird sie nach Bad Oeynhausen in die Reha verlegt.

„Ich hatte einen Computerabsturz und der musste neu gestartet werden", sagt die junge Frau mit dem Abstand von fast vier Jahren. 2007 beginnt eine deprimierende Zeit für sie. „Keine Therapie hat richtig angeschlagen und irgendwann wollte ich nur nach Hause zu meinen Freunden", berichtet Lisa Höner. Zu diesem Zeitpunkt sei sie „ziemlich durch den Wind" gewesen. „Ich habe Autos oder Bäume gemalt wie ein kleines Kind. Ich konnte nichts alleine", erinnert sich Höner, die kommende Woche 18 Jahre alt wird. Ihr Lebensmut sei damals nicht besonders groß gewesen, sagt Höner. „Wir hatten keine Hoffnung mehr, besonders meine Eltern." Im Sommer 2007 ist Lisa noch immer pflegebedürftig.

Der Wendepunkt der Geschichte kommt nach einem Gespräch von Lisas Eltern mit Mirko Lenz, langjähriger Jugendtrainer des TuS 97. „Ich war über Renate Schubert, Daniel Stephan und Markus Baur, der kurz zuvor Weltmeister geworden war, auf eine Klangtherapie aufmerksam geworden. Das haben wir auch mit Lisa probiert", erzählt Lenz.

Durch die Klangtherapie des Blombergers Ulrich Conrady macht der zuvor fast hoffnungslose Fall plötzlich Fortschritte. Jeden Tag ist Lisa anfangs bei Conrady im Lippischen und hört die speziell aufbereitete Musik von ABBA über Klassik bis zu Entspannungsmusik. „Dabei habe ich am Computer Spiele wie Memory gespielt." Ein Jahr nach ihrem Unfall stellen sich die ersten Erfolge ein. „In der Schule wurde ich wieder benotet", berichtet Lisa, zudem habe sich ihr peripheres Sichtfeld enorm erweitert. Zusätzlich ging Lenz mit dem Teenager in die Sporthalle. Gleichgewichtsschulung, Koordinations- und Wahrnehmungstraining, zwei Mal die Woche etwa 45 Minuten und das über 18 Monate. Zwischen dem Mädchen und ihrem Trainer entsteht ein besonderes Verhältnis, das zum Ende der Saison 2008 einen vorläufigen Höhepunkt erlebt. Bezirksliga-Coach Lenz wechselt Lisa in der B-Jugend ein. „Wenn ein Mädchen nach so einem fürchterlichen Unfall und solch schweren Verletzungen wieder Handball spielen kann, ist das ein wunderschöner Augenblick", sagt Lenz.

Lisas Erfolge führen dazu, dass Conrady und Lenz „ein ganz idealistisches Pilotprojekt" (Lenz) anschieben. „Wir wollen untersuchen, was man mit Amateursportlern positiv bewegen kann", berichtet Lenz (siehe Text unten). Am kommenden Montag (17.30 Uhr, CVJM-Heim, Schwagerstraße) werden Ulrich Conrady und Markus Baur über die AVWF-Methode informieren, die allen interessierten TuS-Handballern zugute kommen soll.

Lenz: „Wir möchten dieses Angebot möglichst für die ganze Abteilung machen." Zuvor wird Ex-DHB-Kapitän Markus Baur ab 17 Uhr Autogramme geben. Auch Lisa Höner wird dabei sein. Keiner der Jöllenbecker Handballer wird mit der Klangtherapie solche Erfolge verzeichnen wie sie. Und das ist gut so.

Mit Musik zum inneren Gleichgewicht

Beim TuS 97 wird die Klangtherapie von Ulrich Conrady zum ersten Mal in einem Amateurverein angewandt

Bielefeld (Maat/ivo). Auch Ulrich Conrady kam durch einen persönlichen Schicksalsschlag zu seiner Klangtherapie. Wegen seines autistischen Kindes entwickelte er die AVWF-Methode, mit der er in der Sportszene bereits große Erfolge verzeichnete.

Die Nationalteams der Österreicher im Skispringen und Biathlon, das Nationalteam der Schweizer Biathleten, Olympiasiegerin Magdalena Neuner, die Fußballer von Hertha BSC und Wacker Innsbruck sowie Einzelathleten aus dem Boxen, Fußball, Reiten, Leichtathletik und nicht zuletzt die deutsche Handball-Nationalmannschaft schwören auf die AVWF-Methode. Handball-Bundestrainer Heiner Brand überlässt Conrady mittlerweile komplett die mentale Vorbereitung auf die anstehende WM in Schweden, weil er nicht zuletzt bei der Heim-WM 2007 sehr gute Erfahrungen mit der Methode gemacht hat.

Conrady verändert Schallwellen in einem Musikstück so, dass sie das autonome Nervensystem stimulieren und wieder in Balance bringen.

Jetzt wird die AVWF-Methode erstmals mit Amateuren, den Handballern des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck, ausprobiert. „Conrady und ich sind da ähnlich gestrickt. Wir wollen einfach sehen, was sich erreichen lässt", berichtet Mirko Lenz. Die erste Frauen- und Männermannschaft haben schon jeweils Musikeinheiten absolviert. „Den guten Saisonstart beider Teams darauf zurückzuführen, wäre vielleicht vermessen. Aber einige haben berichtet, dass sie sich besser konzentrieren können und auch besser schlafen", sagt Lenz. Dies deckt sich mit den Erfahrungen der Lemgoer Nationalspieler Sebastian Preiß oder Carsten Lichtlein. „Ich schlafe nicht mehr, sondern tiefer und fester. Früher bin ich in der Nacht öfter aufgewacht, heute gar nicht mehr", berichtet Lichtlein. Markus Baur erlebte die Klangtherapie, als sie bei seiner Tochter Chiara angewendet wurde – und sie plötzlich keine Hör- und Konzentrationsprobleme mehr hatte.

Damit weitere Fortschritte, die die Handballer vielleicht gar nicht registrieren, dennoch wissenschaftlich festgehalten werden, bestreiten alle Teilnehmer Vor- und Nachtests, bei dem visuelle und auditive Parameter sowie Reaktionszeiten gemessen werden. Lenz: „Man fragt sich vielleicht, was das mit Handball zu tun hat. Wenn man aber an einen Mittelmann denkt, der in Sekundenbruchteilen die richtigen Entscheidungen treffen muss, wird das klarer."

Zur besseren Planung des Info-Abends (Mo., 11. Oktober, 17 Uhr, CVJM-Heim, Schwagerstraße) bitten die Veranstalter über eine Teilnahmeinformation an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..