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thumb_AufstiegsfotoDie Jürmker Damenteams können auf eine erfolgreiche Saison zurück blicken. Highlight ist der Aufstieg der 2. Damenmannschaft in die Landesliga. Am letzten Spieltag kamen über 400 Zuschauer zum Damentag und gaben der Saison somit einen würdigen Abschluss.

 

 

Mit Kampf, Können und Glück

Ivo Kraft

Bielefeld. Wenn den Frauen-Teams zwischen Verbands- und Bezirksliga im Februar gesagt worden wäre, dass keine Mannschaft absteigen würde, hätten wohl einige Spielerinnen ungläubig geguckt. Doch manchmal kommt es auch genau so, wie man hofft.

 Auf die Spitze trieb es Verbandsligist HT SF Senne (10., 12:28, 400:449). Nach einer ordentlichen Hinrunde rückte das Piontek-Team immer näher an den Abgrund. In der festen Überzeugung, nur noch einen Sieg zu brauchen (was auch richtig gewesen wäre), holte Senne sportlich einen Punkt in der Rückrunde. Am letzten Spieltag sagte Nettelstedt II die Partie ab, was die entscheidenden Punkte brachte. Dass die Senner dem Verlegungsantrag nicht zustimmten, war verbandsrechtlich richtig und traf auf Verständnis. Auf Verbandsebene darf an den letzten beiden Spieltagen nicht verlegt werden. Ein fader Beigeschmack blieb dennoch. „Ich hätte die Punkte auch lieber sportlich geholt", sagt Piontek, dessen Team mit einem dicken blauen Auge davon kam: „Der Klassenerhalt ist ein Geschenk. Aber unsere Entwicklung stimmt. Wir hatten sehr viele Verletzte. Viele Spiele haben wir mit einem Tor verloren, was dazu geführt hat, dass die Angst dazu kam, als es eng wurde."

Auch Landesligist Schröttinghausen/Babenhausen (8., 18:26, 495:549) rettete sich am letzten Spieltag. Die HSG schien Ende Februar so gut wie abgestiegen. Auch der Trainerwechsel von Sandra Mach auf Jürgen Bensiek zeigte zunächst nicht die gewünschte Wirkung. Doch dann ließ der ehemals Letzte (am 12., 13., 15. und 16. Spieltag) noch vier Teams hinter sich. „Das hätte keiner gedacht. Der Wille war so stark, dass teilweise gute handballerische Elemente heraussprangen", meinte Bensiek zum Schlussspurt von 12:2 Punkten.

In der Bezirksliga verzeichnete TuRa 06 (10., 18:26, 483:504) Stärken und Schwächen, was die Wortkamp-Truppe phasenweise bedenklich nah an die Abstiegsplätze brachte. Doch immer, wenn ein weiterer Absturz drohte, berappelten sich die TuRanerinnen. So gab es nach drei Niederlagen mit dem 14:15 bei EGB als Höhepunkt drei wichtige Siege.

Ganz düster sah es zur Halbserie bei EGB Bielefeld (7., 20:24, 481:513) aus. Nach einem Sieg und vielen knappe Niederlagen war der Aufsteiger abgeschlagen Letzter. Der Verein reagierte und verstärkte das Team gezielt aus der zweiten Mannschaft. „Das hat uns die nötige Sicherheit gebracht", sagt Julian Merten, der Alex Wötzel (Reserve) ablöste. Mit einer Serie von 18:4 Punkten wurde der Klassenerhalt sogar vorzeitig geschafft. Zudem kann sich EGB damit schmücken, als einziges Team den TuS 97 II geschlagen zu haben. Trainer Merten: „Wir haben auf Tempo gesetzt und wären sogar fast Rückrundenmeister geworden."

Die Jöllenbecker Reserve steht für das andere Extrem, das die Frauen diese Serie repräsentierten. Mit TuS 97 II (1., 39:5, 616:458) und Altenhagen-Heepen (1., 39:5, 586:465) stellt Bielefeld gleich zwei Bezirksliga-Meister. Der TSG gelang dabei das Kunststück, zum Ende der Saison 23:1 Punkte in Folge zu holen. „Eigentlich", so Spielertrainerin Michaela Viererbe, „fehlt noch so eine Spielerin wie ich, damit ich weniger mit auflaufen muss." Aber ihrer jungen Mannschaft stellt sie für den Durchmarsch aus der Kreis- in die Landesliga ein komplett gutes Zeugnis aus. „Damit war kaum zu rechnen. Aber es lief einfach super", so Viererbe.

Ähnliche Worte wählt Christian Heidemann aus Jöllenbeck: „Nachdem Janina Wellhöner und Andrea Hölscher schwanger geworden waren, hatten wir damit nicht gerechnet", sagt der Trainer des TuS 97 II. Als mit einer Rumpftruppe beim späteren Mitaufsteiger Rietberg gewonnen wurde, war klar, „dass wir es doch schaffen können". So blicken die Jöllenbeckerinnen auf eine sehr gelungene Saison zurück, was natürlich auch am Verbandsliga-Team des TuS 97 (3., 28:12, 523:468) liegt.

Dass es dort nicht ganz für den Aufstieg reichte, war nicht schlimm. „Der dritte Platz war nach der Vorsaison eine tolle Steigerung", sagt Trainer Sebastian Cuhlmann. Außerdem betonte er immer wieder, dass eine Versetzung zu früh für die auswärts noch zu schwache Mannschaft (10:10 Punkte) käme. Jetzt steht ein kleiner Umbruch an. Die jungen Talente werden in die kommende Saison mit der Bürde leben müssen, dass die Messlatte deutlich höher liegt als vor dieser Spielzeit. Cuhlmann: „Der dritte Platz ist eine gute Grundlage für nächste Saison."

 

 

Kommentar

Weiter so!

Gregor Winkler

Obwohl es kurz vor Saisonende noch nach mehreren Abstiegen roch, musste kein Bielefelder Frauenteam seine Klasse verlassen. Mehr noch: Mit dem TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck II und der TSG Altenhagen-Heepen feierten sogar zwei Mannschaften die Bezirksmeisterschaft und stiegen in die Landesliga auf.

 Auch wenn ein Nicht-Abstieg nicht gerade zum Feiern nötigt, ist all das als Erfolg zu werten. Junge Spielerinnen, meist aus der eigenen Jugend, bilden in fast allen Mannschaften oberhalb der Kreisebene das Gerüst. Der Frauenhandball hat sich in Bielefeld zu einer Talentschmiede gemausert. Wurde vor Jahren noch nach einer (damals sinnvoll erscheinenden) großen Fusion geschrien, so darf man nach dieser Saison die große Vielfalt in der heimischen Frauenhandball-Szene positiv hervor heben. Die Jöllenbeckerinnen haben ihre Status als Primus ausgebaut. Bei der TSG und EGB scheint noch weiteres Potenzial vorhanden. In Schröttinghausen, Senne und TuRa hat man sicher wertvolle Erfahrungen gesammelt.

 Es war ein Lehrjahr für die jungen Ballwerferinnen aus der Stadt, welches sie mal mit Kampf, mal mit Können und mal mit Glück mehr als gut bestanden haben. Also: Weiter so!

´ TuS 97: Schultz; Reschinsky (110/19), Kopschek (74/18), Meyer (66/17), Feld (54), Kressmann (54/3), Wassmann (38), Holz (33/1), Borutta (22), W. Hüttemann (21), Kehde (12/2), M. Hüttemann (11), Wickemeyer (9), Milse (7), Grintz (4), Jost, Tineo-Ade, Materna-Spreen (je 2).

 

´ Senne: Schockenhoff/Herrmann; Lochmüller (73/33), Pietsch (70/33), Michelswirth (56), R. (47) u. M. (19) Rußkamp, Ebbing (43/8), Kloss (32), Zanghi (26), Röthemeyer (18), Trott (11), Steffen, Husemann (je 2), Hayn (1), Schwabedissen, Strunk.

 ´ Schröttinghausen: Seidel/Lehmhöfer/Mach; Dörr (111), Exner (82/2), Tubbesing (55/18), Himstedt (47), Schwede (35), Schwabe (30/4), A. Weisser (28), Hilkmann (22), Knuth (16), C. Weisser (14), Güse (13), Struwe (12), Schröder (2/1), Kutzner (2), Gahnz, Friederich (je 1).

Aufstieg der Enthaltsamen

FRAUENHANDBALL: Bezirksliga-Meister TuS 97 II hat nur Probleme mit einer Kiste Mischbier

Ivo Kraft

Bielefeld. Die Frauen des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck II galten nicht als der ganz große Aufstiegsfavorit. Dann schlich sich die Mannschaft, die fast schon zum Inventar der Bezirksliga gehörte, unbemerkt an die Tabellenspitze. Von dort ließ sich der TuS anschließend nicht mehr verdrängen. Im Personalbuch wird der Meister mit Hilfe von Spielerin Jana Andresen vorgestellt.

 

 Réjane Schnell war die erste, die das Wort „Aufstieg" in den Mund nahm. Schon in der Vorbereitung schickte die Rückraumspielerin, die nach Hamburg gehen wird, eine entsprechende Ansage gen Halle. Auch Felicitas Busch verließ den TuS nach Göttingen. Vorher zeigte die Studentin der Zahnmedizin den Gegnern als vorgezogene Deckungsspielerin die Zähne.

Wiebke von Osten wird ebenfalls weniger dabei sein. Sie konzentriert sich auf einen Halbmarathon. Ausfälle waren auch Janina Wellhöner, Andrea Hölscher und später Britta Godejohann sowie Anne Ordelheide, die alle schwangerschaftsbedingt ausfielen. Trainer Christian Heidemann bezeichnet das zwar als „stolze Quote", meint aber auch, „dass wir das nicht immer haben müssen".

Die Ausfälle führten dazu, dass Spielerinnen rekrutiert wurden, die allenfalls zum erweiterten Kader gehörten. Dazu zählen zehn Jugendliche (vor allem Maren Grintz, Ninja Materna-Spreen und Sarah Kehde) sowie die Routiniers Julia Kleine, Reni Milse, Sandrina Tineo Adé, Lisa und Tanja Höner und Anna Stuckmann.

Insgesamt wurden unglaubliche 28 Spielerinnen eingesetzt. Zum Stamm zählte Kathrin Jost, die sich als Kreisläuferin und Strafwurfschützin unentbehrlich machte. Fester Bestandteil der Jöllenbecker Fluktuation waren auch Tina Steinsiek, Stefanie Radetzki und Nina Wickemeyer. Wickemeyer steigerte nach der Geburt von Sohn Jesper schrittweise ihre Einsatzzeiten und war zum Ende der Saison so fit, dass sie auch in der ersten Mannschaft aushelfen konnte. Steinsiek wurde direkt vom Tresen ihres Sportladens „Hallenwart" nach Jöllenbeck transferiert. Radetzki überzeugte als flinke Flügelflitzerin – wahrscheinlich, weil sie ihr Doppelspielrecht als Fußballerin ausübt.

Derart verstärkt, war der TuS 97 II gewappnet. Nur auf der Torwartposition haperte es. Sabrina Marx war die einzige richtige Keeperin. Ihr zur Seite stand Jana Andresen, die eigentlich viel lieber im Feld gespielt hätte. Da beide aufhören, werden kommende Saison Lena Rosenbusch (A-Jugend) und Kateline Bittner (EGB) das TuS-Tor hüten. Dann wird auch Matthias Rolf wieder mehr zu tun haben. Schließlich ist der Zeitnehmer auch Torwart-Trainer.

Einen ganz schweren Job hatte Henrike Hippe. Die Kassenwartin muss in der pflegeleichten Mannschaft Geld eintreiben. „Die nimmt kaum etwas ein. Alle melden sich ab, keine schlägt über die Stränge", berichtet Heidemann. Dies liegt wohl an der hohen Mütter-Quote. Auch Iris Zarbock, die im Verlauf der Serie wieder zum Team stieß, zählte dazu.

Andere Spielerinnen wie die angehende Grundschullehrerin Anna Janzen übten ihre Vorbildrolle konsequent aus. So wurde eine Kiste mit Bier-Mix-Getränken zum Menetekel der Enthaltsamkeit. Schon früh in der Saison gab es diese Kiste, die angebrochen von Spiel zu Spiel geschleppt wurde. „Die letzten fünf oder sechs Bier habe ich Weihnachten getrunken", berichtet Heidemann. Als der Titel klar war, erhielt er eine Dusche – „mit stillem Mineralwasser".

 Außerdem hatte der Coach, der sein Team im Verlauf der Serie mit dem THW Kiel verglichen hatte, zu diesem Spiel zwei Flaschen Sekt mitgebracht. Eine trank die Mannschaft, die andere Trainerin Britta Kleine. Kleine, die der NW stets gut gelaunt die Spielberichte durchgab, meisterte natürlich auch diese Aufgabe mit Humor.